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Ein­zah­lun­gen auf debi­to­ri­sches Kon­to und § 64 GmbHG

64 GmbHG

Haf­tung des Geschäfts­füh­rers bei Ein­zah­lun­gen auf ein debi­to­ri­sches Kon­to bei § 64 GmbHG

 

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Geset­zes­text 

§ 64 Haf­tung für Zah­lun­gen nach Zah­lungs­un­fä­hig­keit oder Überschuldung

Die Geschäfts­füh­rer sind der Gesell­schaft zum Ersatz von Zah­lun­gen ver­pflich­tet, die nach Ein­tritt der Zah­lungs­un­fä­hig­keit der Gesell­schaft oder nach Fest­stel­lung ihrer Über­schul­dung geleis­tet wer­den. Dies gilt nicht von Zah­lun­gen, die auch nach die­sem Zeit­punkt mit der Sorg­falt eines ordent­li­chen Geschäfts­manns ver­ein­bar sind. Die glei­che Ver­pflich­tung trifft die Geschäfts­füh­rer für Zah­lun­gen an Gesell­schaf­ter, soweit die­se zur Zah­lungs­un­fä­hig­keit der Gesell­schaft füh­ren muss­ten, es sei denn, dies war auch bei Beach­tung der in Satz 2 bezeich­ne­ten Sorg­falt nicht erkenn­bar. Auf den Ersatz­an­spruch fin­den die Bestim­mun­gen in § 43 Abs. 3 und 4 ent­spre­chen­de Anwendung.

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Aktu­el­le Ent­schei­dung zur Geschäftsführerhaftung

LG Ham­burg, Urt. v. 13. 6. 2019 – 305 O 120/​18

Stützt sich der Insol­venz­ver­wal­ter im Pro­zess gegen den (ehe­ma­li­gen) Geschäfts­füh­rer der Insol­venz­schuld­ne­rin zum Vor­lie­gen des Insol­venz­grun­des auf die als Grund­la­ge des vom Wirt­schafts­prü­fer erstell­ten Jah­res­ab­schlus­ses vor­han­de­nen Buchun­gen und Buch­hal­tungs­un­ter­la­gen, obliegt es dann dem Geschäfts­füh­rer, eine etwa­ige Wert­be­rich­ti­gung bzw. Unrich­tig­keit der Buch­hal­tung dar­zu­le­gen und zu bewei­sen (im Anschluss an: BGH, Urt. v. 19.12.2017 – II ZR 881).

Zutref­fend weist das Beru­fungs­ge­richt auch dar­auf hin, dass Ein­zah­lun­gen auf ein debi­to­ri­sches Kon­to die ver­tei­lungs­fä­hi­ge Ver­mö­gens­mas­se der Gesell­schaft zu Las­ten ihrer Gläu­bi­ger schmä­lern. Wird eine For­de­rung der Gesell­schaft auf ein debi­to­ri­sches Kon­to ein­ge­zo­gen, wird der künf­ti­gen Insol­venz­mas­se zuguns­ten der kon­to­füh­ren­den Bank die For­de­rung gegen den Dritt­schuld­ner ent­zo­gen (BGH, Urteil vom 26. März 2007 – II ZR 310/​05, ZIP 2007, 1006 Rn. 12; Urteil vom 8. Dezem­ber 2015 – II ZR 68/​14, ZIP 2016, 364 Rn. 10; Urteil vom 3. Juni 2014 – II ZR 100/​13, ZIP 2014, 1523 Rn. 16). Der Ein­zug eines Schecks oder einer For­de­rung auf ein debi­to­ri­sches Kon­to ist wirt­schaft­lich nicht anders zu behan­deln als der Fall, dass der Geschäfts­füh­rer mit einem vom Schuld­ner erhal­te­nen Bar­be­trag die For­de­rung der Bank begleicht (BGH, Urteil vom 29. Novem­ber 1999 – II ZR 273/​98, BGHZ 143, 184 Rn. 9; Urteil vom 23. Juni 2015 – II ZR 366/​13, BGHZ 206, 52 Rn. 11). Die Ein­zie­hung einer Vor­aus­zah­lung auf ein debi­to­ri­sches Kon­to führt daher unab­hän­gig davon, ob die auf Vor­aus­zah­lung gerich­te­te For­de­rung der Gesell­schaft zu Guns­ten der Gläu­bi­ger hät­te ver­wer­tet wer­den kön­nen, zu einer Mas­se­schmä­le­rung. Es genügt, dass der Gesell­schaft ein schuld­recht­li­cher Anspruch gegen den Vor­aus­zah­len­den zustand, den die­se als Rechts­po­si­ti­on auf­gibt, mit­hin der Gegen­wert für das Geleis­te­te aus dem Ver­mö­gen der Gesell­schaft stammt (vgl. zur Anfech­tung im Fall einer mit­tel­ba­ren Zuwen­dung: BGH, Urteil vom 14. Juni 1978 – VIII ZR 149/​77, BGHZ 72, 39, 42; Urteil vom 16. Novem­ber 2007 – IX ZR 194/​04, BGHZ 174, 228 Rn. 25).

c) Ent­ge­gen der Sicht des Beru­fungs­ge­richts kommt es für die Erstat­tungs­pflicht des Beklag­ten nicht dar­auf an, ob die Vor­aus­zah­lun­gen auf das Kon­to bei der H. bank auch bei pflicht­ge­mä­ßem Ver­hal­ten in die Mas­se gelangt wären.
aa) Vor­aus­set­zung für die Haf­tung des Geschäfts­füh­rers für Mas­se­schmä­le­run­gen nach Ein­tritt der Insol­venz­rei­fe ist die Ver­an­las­sung der Zah­lung. Die Ver­ant­wort­lich­keit des Geschäfts­füh­rers für Schmä­le­run­gen des Gesell­schafts­ver­mö­gens ist danach gege­ben, wenn die­se mit sei­nem Wis­sen und Wol­len gesche­hen sind oder wenn die­se von ihm hät­ten ver­hin­dert wer­den kön­nen (BGH, Urteil vom 16. März 2009 – II ZR 32/​08, ZIP 2009, 956 Rn. 13).
Hat der organ­schaft­li­che Ver­tre­ter das für die Befrie­di­gung der Gesell­schafts­gläu­bi­ger zur Ver­fü­gung ste­hen­de Ver­mö­gen der Gesell­schaft tat­säch­lich geschmä­lert, hängt sei­ne Ersatz­pflicht nicht davon ab, ob der Ver­mö­gens­wert, der Gegen­stand der Zah­lung ist, der Gesell­schaft im Fal­le eines pflicht­ge­mä­ßen Ver­hal­tens zur Ver­fü­gung gestan­den hätte.

BAG, Urt. v. 25.4.2023 – 9 AZR 253/​​22

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Die Klä­ge­rin ver­langt von der Beklag­ten die Zah­lung des gesetz­li­chen Min­dest­lohns für die Zeit vom 1. Janu­ar 2017 bis zum 30. Juni 2020. Die Beklag­te ist ein gemein­nüt­zi­ger Ver­ein mit dem Namen “Yoga V e.V.”, der sich der Leh­re und Aus­übung des Yoga in all sei­nen Aspek­ten wid­met. Der Ver­ein steht in der Tra­di­ti­on des indi­schen Arz­tes und Yoga­meis­ters Swa­mi S. und inte­griert sowohl klas­si­sche als auch moder­ne Ent­wick­lun­gen des Yoga. Der Ver­ein ver­folgt ver­schie­de­ne Zie­le, u.a. die Errich­tung von Yoga-Zen­­tren und Semi­nar­häu­sern, die Bil­dung von Yoga-Gemein­­schaf­­ten, die Durch­füh­rung von Kur­sen, Work­shops und Semi­na­ren, die Aus­bil­dung im Bereich Yoga und ver­wand­ter Dis­zi­pli­nen sowie die Durch­füh­rung von For­schungs­ar­bei­ten über die Wir­kung von Yoga-Übungen.

Im Mit­tel­punkt der Ent­schei­dung steht die Fra­ge, ob ein Mit­glied einer spi­ri­tu­el­len Gemein­schaft Arbeit­neh­mer ist. Das Gericht stell­te fest, dass dann, wenn eine Tätig­keit, die auf­grund der Ver­eins­mit­glied­schaft und zur För­de­rung des Ver­eins­zwecks erbracht wird, in ihrer Ver­bind­lich­keit einer arbeits­ver­trag­li­chen Pflicht gleich­kommt, von einem Arbeits­ver­hält­nis aus­zu­ge­hen ist, ins­be­son­de­re dann, wenn die beschäf­tig­te Per­son nicht wie ein Arbeit­neh­mer sozi­al abge­si­chert ist. Der gesetz­li­che Min­dest­lohn ist als unab­ding­ba­rer Min­dest­schutz auf der Ver­gü­tungs­ebe­ne zu gewähr­leis­ten. Eine spi­ri­tu­el­le Gemein­schaft, die nicht auf einem Min­dest­maß an Sys­tem­bil­dung und Welt­deu­tung beruht, hat weder das Recht, sich eine vom staat­li­chen Arbeits­recht aus­ge­nom­me­ne inne­re Ord­nung zu schaf­fen, noch kann sie sich auf das Selbst­be­stim­mungs­recht oder die kor­po­ra­ti­ve Reli­gi­ons­frei­heit berufen.

Nach sorg­fäl­ti­ger Prü­fung der vor­ge­leg­ten Bewei­se und Argu­men­te ent­schied das Bun­des­ar­beits­ge­richt, das Urteil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm vom 17. Mai 2022 auf­zu­he­ben. Das Gericht sah es als not­wen­dig an, den Fall zur erneu­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Beru­fungs­ge­richt zurück­zu­ver­wei­sen, um sicher­zu­stel­len, dass alle Aspek­te des Fal­les gründ­lich geprüft werden.

Kanz­lei Dirk Tholl | Fach­an­walt Arbeits­recht & Insolvenzrecht

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Kün­di­gung wegen Äuße­rung in einer Chatgruppe

Am 24. August 2023 hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) unter dem Akten­zei­chen 2 AZR 17/​​23 ein weg­wei­sen­des Urteil gefällt. In die­sem Urteil hat das Gericht klar­ge­stellt, dass Äuße­run­gen in pri­va­ten Chat­grup­pen arbeits­recht­li­che Kon­se­quen­zen haben kön­nen. Ins­be­son­de­re wur­de betont, dass men­schen­ver­ach­ten­de Äuße­run­gen nicht tole­riert wer­den und einen Kün­di­gungs­grund dar­stel­len kön­nen. Damit hat das BAG ein deut­li­ches Zei­chen gegen ras­sis­ti­sche und sexis­ti­sche Äuße­run­gen gesetzt.

Das Urteil ist von beson­de­rer Bedeu­tung, da es die Gren­zen zwi­schen pri­va­ten Äuße­run­gen und beruf­li­chen Kon­se­quen­zen defi­niert. Es zeigt, dass Arbeit­neh­mer auch im pri­va­ten Bereich ver­ant­wor­tungs­be­wusst han­deln müs­sen, da ihre Äuße­run­gen Aus­wir­kun­gen auf das Arbeits­le­ben haben kön­nen. Das Urteil unter­streicht auch die Bedeu­tung von Respekt und Tole­ranz im Arbeits­um­feld und macht deut­lich, dass pri­va­te Äuße­run­gen, die die­se Wer­te ver­let­zen, schwer­wie­gen­de Kon­se­quen­zen haben können.

Es ist daher rat­sam, stets dar­auf zu ach­ten, was man in pri­va­ten Chats und Grup­pen mit ande­ren teilt, um uner­wünsch­te arbeits­recht­li­che Kon­se­quen­zen zu ver­mei­den. Mit die­sem Urteil hat das BAG die Bedeu­tung von ethi­schem Ver­hal­ten und Inte­gri­tät im digi­ta­len Zeit­al­ter unter­stri­chen. In einer Zeit, in der Kom­mu­ni­ka­ti­on und Inter­ak­ti­on zuneh­mend online statt­fin­den, ist es uner­läss­lich, sich der Kon­se­quen­zen bewusst zu sein, die unan­ge­mes­se­nes Ver­hal­ten in die­sen Räu­men haben kann.

Dar­über hin­aus betont das Urteil die Ver­ant­wor­tung der Arbeit­ge­ber, für ein siche­res und respekt­vol­les Arbeits­um­feld zu sor­gen. Arbeit­ge­ber müs­sen sicher­stel­len, dass ihre Mit­ar­bei­ter über die Richt­li­ni­en und Erwar­tun­gen in Bezug auf Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ver­hal­ten, sowohl online als auch off­line, infor­miert sind. Dazu gehört auch die Schu­lung und Sen­si­bi­li­sie­rung der Mit­ar­bei­ter in Bezug auf Dis­kri­mi­nie­rung, Beläs­ti­gung und ande­res unan­ge­mes­se­nes Verhalten.

Es ist auch wich­tig zu beto­nen, dass die­ses Urteil nicht bedeu­tet, dass die Pri­vat­sphä­re der Arbeit­neh­mer ver­letzt wird. Viel­mehr geht es dar­um, dass Arbeit­neh­mer auch im pri­va­ten Bereich die Wer­te und Grund­sät­ze ihres Arbeit­ge­bers und der Gesell­schaft als Gan­zes respek­tie­ren soll­ten. Das BAG hat klar­ge­stellt, dass zwar jeder das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung hat, die­ses Recht aber ins­be­son­de­re dann Gren­zen hat, wenn dadurch die Rech­te und das Anse­hen ande­rer ver­letzt werden.

Zusam­men­fas­send ist die­ses Urteil ein wich­ti­ger Schritt in Rich­tung eines respekt­vol­le­ren und inte­gra­ti­ve­ren Arbeits­um­felds. Es erin­nert uns alle dar­an, dass unse­re Wor­te und Taten, auch im pri­va­ten Bereich, Kon­se­quen­zen haben kön­nen und dass wir alle eine Rol­le bei der Schaf­fung eines posi­ti­ven und unter­stüt­zen­den Arbeits­um­felds spielen.